4.Tag, Dienstag 26.06.2012

 

Rudolfshütte – Kalser Tauernhaus (1755m)

8:00Uhr, wecken! Nach dem guten Frühstücksbuffet brechen wir um 9:30Uhr auf. Die Sonne scheint. Wir gehen am vereisten Weißsee-Stausee entlang über ein Wehr und nehmen die Abzweigung südlich zum Kalser Tauern (2518m), dem Übergang auf die Südseite des Alpenhauptkammes. Der Steig Nr.711 führt uns bis zum Übergang fast komplett nur durch Schnee.

Rutschpartie unterhalb des Kalser Törls

Am Kalser Törl (2518m) machen wir eine kurze Pause und beschließen noch „schnell“ den Medelzkopf (2761m) zu besteigen. Ohne Rucksack und in rekordverdächtigem Tempo „rennen“ wir die knapp 250 blockreichen Höhenmeter rauf und wieder runter. Der Knieschmerz geplagte Benny wartet unten. Nach 45min. sind wir wieder am Törl.

Von hier geht es, zuerst flach dann steil, etwa 300 Höhenmeter durch einen verschneiten Hang bergab zum Tauernbrünnl (2220m). „Schlittenfahrt“ inklusive!

Beim so genannten „Erdigen Eck“ machen wir Mittagspause. Hier gabelt sich der Weg. Die direkte Route führt jetzt durchs Dorfer Tal auswärts.

Benny nimmt wegen seines schmerzenden Knies diesen Weg ins Tal. Wir treffen ihn am Kalser Tauernhaus wieder. Er bleibt im Grund des Dorfer Tals, passiert allmählich absteigend den Dorfer See und trifft nach gut 1 1/2 Stunden Gehzeit beim Kalser Tauernhaus ein.

Auf der rechten Talseite zweigt jedoch der interessantere Silesia-Höhenweg (Nr.517) ab, der mit dem Hinweis "Nur für Geübte" versehen ist.

Der Silesia-Höhenweg führt anfangs ein kurzes Stück hinunter, dann in angenehmer Steigung hinauf zum Plateau des Seetroges und durchs „Bärenloch“ auf eine herrliche Hangterrasse hinauf, wo die Route in südlicher Richtung leicht ansteigend über den Seewänden entlangläuft. Gegenüber zeigt sich die zentrale Glocknergruppe im Gletscherkleid.

Dann wird das Gelände wieder steiler und wir durchqueren immer gefährlichere Schneefelder. Gefährlich deshalb, weil es entlang der Hangterrasse immer steiler wird. Und dann stehen wir vor einem riesigen, steilen Schneefeld, dessen unteres Ende nicht mehr zu sehen ist, weil der „Hang“ über den Wänden des Dorfer Sees einfach endet. Äußerst kritische Situation. Hier bei der Durchquerung abzurutschen könnte tödlich enden. Vorher gab es meist genug „Auslaufzone“ unter den Schneefeldern um einen Sturz abbremsen zu können. Aber hier gibt’s überhaupt keine Zone. Nur ein abrupt endendes riesiges Schneebrett.

 

Also was tun? Zurück ist keine wirkliche Option, weil auch nicht viel weniger gefährlich. Nach kurzer Beratung, beschließen wir, vor dem Schneefeld weiter Richtung Kamm aufzusteigen und die Sache quasi von oben zu begutachten.

Richtige Entscheidung! Von hier sieht´s besser aus. Immer noch kritisch, aber machbar. Also los. Puuh, erst mal durchschnaufen.

Auf dem Geländerücken am Spinnevitrol angekommen, verzweigt sich die Trasse. Während die Fortsetzung des Silesia-Höhenwegs eine Verbindung zur Sudetendeutschen Hütte am Muntanitz herstellt, begeben wir uns über den Spinnevitrol-Rücken, der Hinteren Ochsenalm und noch vor dem Stotzbach nach links über den steilen Troghang hinab ins Dorfer Tal. Jenseits des Seebachs empfängt uns Benny im Biergarten des 1755m hoch gelegenen Kalser Tauernhauses.

Auf den kleinen „Schneefeld-Schock“ gibt’s erst mal eine Frittatensuppe und ein paar Weizen. Dann beziehen wir das 8-Mann-Lager, das wir für uns 4 alleine haben. Die Hütte wird in dieser Nacht, bis auf uns, komplett leer sein.

Dann geht’s duschen und wir bekommen ein gutes 4-Gänge-Abendessen.

 

Auch heute ist uns wieder den ganzen Tag niemand begegnet und laut der Wirtin sind wir (wieder) die Ersten, die in diesem Jahr über den Silesia-Höhenweg von der Rudolfshütte ins Tal gekommen sind. Und sie fügt noch nebenbei an: „Da gibt’s ein, zwei kritische Schneefelder, wenns da abrutschst, bist weg.“ Ach was…!?

 

Zur Hüttenruhe um 22:30Uhr geht´s brav ins Bett.

 

Gehzeit ca. 6Std., 13.2km,     959hm,     1485hm