2.Tag, Sonntag 24.06.2012

 

Gleiwitzer Hütte – Fürthermoaralm (1803m)

 

Sonntagmorgen, 6:45Uhr: Strahlender Sonnenschein. Sieglinde „befiehlt“ uns gefälligst draußen in der Sonne zu frühstücken. Die Aussicht ist überragend! 

Morgendliches Panorama an der Gleiwitzer Hütte

Um 8:15Uhr brechen wir zur 2.Etappe auf. Vorher fragen wir Sieglinde noch nach den Schneeverhältnissen am Übergang. „Da lauft´s a gute halbe Stunde, dann sehts ob´s geht. Probiert´s einfach!“, ist die Antwort. Außerdem gibt sie uns noch den Hinweis, dass „vor kurzem“ eine gut ausgerüstete Gruppe den Übergang geschafft hat.

Mit diesem teilweise ausgesetzten Teilstück durch abschüssiges Bratschengelände steht bereits die anspruchvollste Etappe bevor. Wir folgen der Hangterrasse südwärts und begeben uns langsam am Rand des Talkessels aufwärts. Wir durchqueren viele Schneefelder und passieren immer wieder Gedenktafeln, die an abgestürzte Bergsteiger erinnern.

 

Erste Schlüsselstelle ist der (eigentlich) gesicherte Steilanstieg durch eine plattige Rinne in die Untere Jägerscharte (2470m). Diese liegt aber noch voll mit Schnee und die Sicherung steckt größtenteils auch noch im selben. Aber was soll´s. Wo wir schon mal da sind.

Wir kämpfen uns ein Stück durch den steilen und eisigen Schnee empor und hangeln uns dann mit Hilfe eines zusammengestückelten Seils die Scharte hoch. Dieses hat wohl dankenswerter Weise die „gut ausgerüsteten Gruppe“ hier hängen lassen. Danke dafür!

 

Oben angekommen, geht bei Benny gar nix mehr! Hungerast! Zitternd füttert er sich mit Traubenzucker und Riegeln wieder neue Kraft zu. Nach einer halben Stunde gehen wir langsam weiter.

Sehr luftig und weiterhin gesichert setzt sich der Aufstieg rechts am Spitzbrettgrat fort. Nach einiger Zeit verlässt man den Grat und quert schräg nach links in die Obere Jägerscharte (2752m). Der typische Klammglimmerschiefer, die so genannten Bratschen, prägen die Umgebung. Ein Musterbeispiel dafür liefert die beeindruckende Nordwand des Hohen Tenn (3368m), einst ein ansehnlicher Firnschild, heute ein Bruchhaufen par exellence.

Auch der Gratrücken hinauf zum Kempsenkopf (3090m) besteht aus jenen Bratschen, die je nach Verhältnissen ihre besonderen Tücken haben. Kletterei wird hier kaum verlangt, perfekte Trittsicherheit ist jedoch allemal gefragt. Von oben können wir bereits das Ziel der heutigen Etappe, die Fürthermoaralm (1803m) am Stausee Wasserfallboden, erkennen. Aber beim Gedanken an die ca. 1300hm Abstieg bis zur Alm, fangen die Knie an zu schmerzen. Dann lieber 2000hm bergauf.

Vom Gipfel des Kempsenkopfs, eigentlich mehr eine ausgeprägte Bergschulter des Tenngrates, geht es jenseits in die ebenfalls sehr steile Südwestflanke hinab. Zuerst diagonal absteigend, dann in Serpentinen über zunehmend begrüntes Gelände bis auf die Kanzel von Hauseben hoch über dem Stausee Wasserfallboden. Hier wieder scharf nach Süden, in weiterem Bergab quer durch die Hänge über Karl- und Wielingerbach hinweg. Ein Schild bestätigt uns, was wir schon vermutet hatten: Der Übergang von der Gleiwitzer Hütte ist ein „Hochalpiner“. Davon war heute Morgen auf der anderen Seite nichts zu lesen!?

Anschließend überschreiten wir die Dammkrone des Speicher-Stausees Mooserboden und steigen ein Stück im Bereich der Zufahrtsstraße ab zur 1803m hoch gelegenen Fürthermoaralm. Während der ganzen Etappe begegnet oder überholt uns kein Mensch. Ungewöhnlich!

Gut 45min. nach unsrer Ankunft beginnt es wieder, wie am Vorabend, zu regnen. Rasend schnell zieht ein Gewitter auf.

Der Hüttenwirt Toni, ein scheinbar weithin bekanntes Urgestein, meint wir wären die Ersten, die diesen Sommer von der Gleiwitzer Hütte über den Kempsenkopf zur Alm gekommen sind. Das werden wir während der Tour noch öfters zu hören bekommen…

Wir essen und trinken gut, die Hüttenwirtin füttert den almeigenen Fuchs und wir gehen ordentlich erschöpft zur üblichen 22:00Uhr–Hütten-Schlaf-Zeit ins Lager. Es regnet noch immer.

Gehzeit ca. 6 Std., 13.1km,     959hm,     1303hm