Sonntag, 19.06.2011

 

1:00 Uhr: Es sind doch die einfachen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Beispielsweise fränkische Rostbratwürste und ein Bier bei der Köhlergruppe des Frankenwaldvereins. Leider hat die Pause einen Nachteil. Das Aufstehen und Weitergehen fällt doppelt schwer.

2:00 Uhr: Dunkel ist’s, und der Mond scheint nicht helle. Dafür haben die freiwilligen Helfer einen Zauberwald geschaffen. Mit bunten Scheinwerfern strahlen sie Bäume an, an einem Weiher zaubert die Lichttechnik ein leuchtendes Biotop in die Dunkelheit, das aus Hunderten von Glühwürmchen zu bestehen scheint.

2:32 Uhr: Krise bei Gulaschsuppe. In der Turnhalle in Schwarzenberg heißt es: Weitergehen oder den rettenden Shuttle-Bus besteigen? Auf dem Boden schlafen bereits einige selig, die die Antwort vertagt haben. In Krisensituation greift bekanntlich oft das dümmste Argument. „Ich lauf doch nicht wie ein Blöder den ganzen Tag und die halbe Nacht durch die Landschaft, um dann mit dem Kleinbus zurückzukommen.“ Dummerweise finde ich Gehör und wir gehen weiter. Wir schonen uns nicht und erklimmen den Aufstieg zum Döbraberg. Andere nehmen die Abkürzung, das spart 3,5km. Weicheier!

ab 3:00 Uhr: Wir sind nicht die Einzigen, die leiden. Die Haltestelle für den Shuttlebus ist überfüllt. Schnaufend, schleppen wir uns vorbei an Feuerwehrleuten, die den Verkehr regeln. Helfern, die da und dort Wasser reichen, Schokoriegel und dann gibt es sogar einen heißen Kaffee. Die vielen Helfer mit ihrer Freundlichkeit sind die wahren Helden dieser Nacht.

Randnotiz: In meiner Brühe war wohl keine Kraft. Der Weg ist schon lange nicht mehr das Ziel. Jetzt ist das Ziel das Ziel.

4:30 Uhr: Die einsetzenden Vogelstimmen nehmen wir fast ungläubig wahr. Es ist tatsächlich nicht die Nachtigall sondern die Lerche. Der Begriff Morgengrauen bekommt beim Blick in unsere Gesichter eine neue Dimension. Unglaublich, wie unterschiedlich die Hautfarbe bei Strapazen ist: Von aschfahl bis purpurrot reicht die Palette.

Randnotiz:Sowohl ich, als auch meine Wandergefährte dachten zwischendurch daran aufzugeben oder mit dem Shuttle abzukürzen. Gegenseitiges degradieren zum Weichei, Verweigerer, Saunauntensitzer oder ähnlichem konnte dies allerdings erfolgreich verhindern.      

Betreutes Wandern quasi! Dafür an dieser Stelle nochmal Danke!

So knapp nach fünf Uhr: Noch drei Kilometer. An der letzten Station gibt es, laut Programm ein Gläschen Sekt! Jedoch nicht für uns, da wir schon seit Stunden weit vor dem offiziellen Zeitplan her wandern.

Randnotiz: Ein Ziel ist ein Ziel ist ein Ziel ist ein… Warum tun beim Gehen eigentlich die Arme weh?

 

5:30 Uhr: Geschafft. Knapp 70km in 21,5 Std. (reine Gesamtlaufzeit 14,5Std., 1736hm, Gesamtschnitt 4,8km/h) Und die Theke ist zu! Sch…!                                                                             Sybille Wiedenmann, die Geschäftsführerin von Bayern Tourismus, hatte vorgewarnt: „Nach den 24 Stunden gibt es keine Euphorie, nur Müdigkeit.“ Stimmt! „Warum haben wir uns das angetan?“, fragt einer. „Weil wir es irgendwie mögen“, denke ich. Außerdem waren wir nicht die einzigen Idioten – und sind stolz darauf, zu den ungefähr 60 Prozent zu gehören, die die 24 Stunden durchgehalten haben.

6:00 Uhr: Ich humpele zum Auto! Mein Plan sah vor, im Anschluss an die Wanderung direkt in die Therme zu gehen um dort nach nem Saunagang auszuschlafen. Da dachte ich aber auch noch es würde 8 Uhr werden bis ich ankomme. Also Planänderung.

Ich beschließe die Zeit schlafend im Auto zu überbrücken.

 

6:45 Uhr: Scheiss Idee! Kann nicht schlafen und entscheide mich die Heimfahrt anzutreten.

Randnotiz: Unterwegs nimmt die Müdigkeit dann doch überhand und ich steuere die nächste Therme an! Um 10:00Uhr sitze ich in Bad Orb und schwitze!

Schön wars!